Ticketfreier Nahverkehr funktioniert nur mit Ausbau des Angebots
Im Rahmen einer Aktuellen Debatte zum ticketfreien Nahverkehr hat der Landtag heute auf Initiative der Koalitionsfraktionen beschlossen, dass sich die Landesregierung für mehr Geld beim Bund für die Beschaffung von Fahrzeugen, den Ausbau und die Ertüchtigung der Eisenbahn- und Straßenbahninfrastruktur einsetzt. Des Weiteren wird die Landesregierung aufgefordert, die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs durch einen vereinfachten Zugang zum System ÖPNV insgesamt zu steigern. Falls der Bund tatsächlich an Modellversuchen zum fahrscheinfreien ÖPNV festhalten will, soll sich die Landesregierung dafür einsetzen, dass auch Städte und regionale Verkehrsunternehmen aus Sachsen-Anhalt berücksichtigt werden.
Dazu äußert sich der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, Frank Scheurell: „Für eine derartige Veränderung der Mobilitätsangebote, wie dem ticketfreien Nahverkehr, muss man vorbereitet sein. Das muss einhergehen mit dem Ausbau des Angebots, kürzeren Fahrtzeiten und komfortablen Fahrzeugen. Des Weiteren darf es hier keine Ungleichbehandlung zwischen den Städten und den ländlichen Regionen geben. Der ticketfreie Nahverkehr ist eine hübsche Vision, die allerdings noch viele Fragen offen lässt.“
Hintergrund:
Die EU macht Druck auf Deutschland wegen einer hohen Luftbelastung in vielen Städten mit gesundheitsschädlichem Stickoxid. Es droht eine Klage beim Europäischen Gerichtshof. Die Idee eines kostenlosen Nahverkehrs steht neben vielen weiteren in einem Brief der geschäftsführenden Umweltministerin Barbara Hendricks, des geschfd. Verkehrsministers Christian Schmidt und des geschfd. Kanzleramtschefs Peter Altmaier an den EU-Umweltkommissar Karmenu Vella. Vertreter der bislang ausgesuchten fünf Modellstädte – Bonn, Mannheim, Essen, Reutlingen und Herrenberg – sehen das Projekt eher skeptisch.