Gleiche Chancen für jeden in der Gesellschaft
„Ich bin der Auffassung, dass sich eine Gesellschaft selbst schadet, wenn sie ihre Talente ausgrenzt“, so Ralf Wunschinski, Vorsitzender des Ausschusses für Recht, Verfassung und Gleichstellung, und Siegfried Borgwardt, rechtspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion von Sachsen-Anhalt, zum Tagesordnungspunkt „Anonymisierte Bewerbung“.
„Allein schon unsere Grundwerte – nämlich Gleichheit und Menschenwürde – verpflichten uns dazu, jedem in unserer Gesellschaft die gleichen Chancen zu geben. Das gilt auch für Personalauswahlverfahren durch den Grundsatz der Besten-Auslese nach Eignung, Befähigung und Leistung. In Deutschland gilt seit dem Jahr 2006 das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das Benachteiligungen von Stellenbewerbern unter anderem aufgrund ihrer Religion oder des Geschlechts verhindern soll. Darüber hinaus kann ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren ohne Namen, Geschlechtsangabe, Alter, Familienstand, Herkunft und Foto vor allem die Chancengleichheit von Frauen, Migranten und älteren Arbeitnehmern bei der Jobsuche verbessern. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat bereits ein Modellprojekt zur anonymisierten Bewerbung erfolgreich durchgeführt.
Der Rechtsausschuss hat eine gemeinsame Beschlussempfehlung auf den Weg gebracht. Durch diese wird die Landesregierung gebeten, zeitnah ein Pilotprojekt zu prüfen, bei dem die Besetzung von Stellen im öffentlichen Dienst mittels der Methode des anonymisierten Bewerbungsverfahrens vorgenommen wird, auch unter Berücksichtigung der Vorgaben der Frauenförderung.
Gleichwohl sind wir jedoch der Ansicht, dass anonymisierte Bewerbungsverfahren kein Allheilmittel sind. Personalverantwortliche können sehr wohl auch eine anonyme Bewerbung einer bestimmten Vita zuordnen. Spätestens im persönlichen Bewerbungsgespräch kann der Sympathiefaktor nicht ausgeklammert werden.
Was wir in keinem Fall wollen, ist eine gesetzliche Verpflichtung für die Privatwirtschaft zur Durchführung dieses Verfahrens! Gerade kleine Betriebe wie Handwerksbetriebe sind auf detaillierte Bewerbungen angewiesen. Auch hat nicht jedes Unternehmen eine eigene Personalabteilung, so dass der Chef sich selbst um die Bewerbungen kümmern muss und ihm dieser Aufwand nicht zugemutet werden kann.“