Hardy Peter Güssau: Fehlende Fachkräfte versus brotlose Caféhaus-Poeten
Zur Aussage von Bündnis90/Die Grünen, die Landesregierung tue zu wenig gegen den Lehrkräftemangel im Land, äußert sich der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt, Hardy Peter Güssau:
„Es ist richtig, dass wir mehr gegen den existierenden Lehrkräftemangel in unserem Land ankämpfen müssen, der sich in den kommenden Jahren noch verschärfen wird. Allerdings muss man bei seriöser Betrachtung ein differenzierteres Urteil abgeben. Wir haben zum einen das Problem, dass uns grundsätzlich nicht genügend Stellenbewerber für die gesuchten Fächer zur Verfügung stehen. Andere Bundesländer sind schneller bei der Besetzung der ausgeschriebenen Stellen. Zumal es Regionen in Deutschland gibt, die für junge Absolventen attraktiver in der Gesamtinfrastruktur daherkommen – etwa nach dem Motto ‚Arendsee oder Bodensee??. Auf der anderen Seite bilden wir nicht mehr genügend Lehrkräfte in den nachgefragten Fächern wie beispielsweise Musik, Ethik, Französisch und Latein aus. Das Interesse der jungen Studierenden verläuft in andere fachliche Studienrichtungen. Für diese bestehen dann später in der Berufspraxis wenige Angebote in den Schulen, weil diese Fächer nicht abgefragt werden.
Hier herrscht ein echtes Dilemma vor, das sich nicht ohne dirigistische Maßnahmen lösen lässt! Ob wir diese Lösung wollen, ist zweifelhaft, denn dann hätten wir einen Staat, der seinen Bürgern vorschreibt, welchen Beruf sie zu wählen haben. Das kann in einer freien Gesellschaft nicht gewollt sein!
Man muss den Studierenden und deren Eltern künftig deutlicher als bisher die Wahrheiten über spätere Berufschancen bezüglich der gewählten Fächer aufzeigen. Ansonsten herrscht das Problem vor: fehlende Fachkräfte versus viele ‚brotlose Caféhaus-Poeten?. Hier sehe ich die Landesregierung in der Pflicht, durch eine breite Informationspolitik für Aufklärung unter den angehenden Lehramtsstudierenden zu sorgen. Diese Aufklärung muss schon in der Schule unter den Abiturienten einsetzen.
So einfach, wie es sich der Finanzminister Bullerjahn vor einigen Wochen mit der Aussage ‚er sehe keinen Lehrermangel? gemacht hat, ist es nicht. Allein der technokratische Blick auf die Zahlen und die Bierstammtischrechnung ‚1 Stunde Mehrarbeit für jede Lehrkraft = 700 Lehrerstellen gespart? verstellt den Blick auf die komplexe Realität des Lehrerberufs im Jahre 2012.“